Von 29.5. bis 19.6.2010 war ich bekanntermaßen für drei Wochen in Kroatien und habe den schönsten Urlaub meines Lebens verbracht.

Als ich den Urlaub angetreten habe, hatte ich mir brav vorgenommen, jeden Tag Notizen zu machen, Bilder zu machen und danach einen schönen Reisebericht zu verfassen. Aber da erstens immer alles anders kommt und zweitens als man denkt, wurde da bisher nichts draus. Zeitmangel.

Selbst, wenn ich die Daten meiner eigenen Bilder ansehe, muss ich immer schmunzeln. Einige Bilder tragen ein Datum zwischen dem 29.5. und 8.6. Dann kommt lange nichts und erst wieder am vorletzten Urlaubstag, dem 18.6. wurde die Kamera wieder ausgepackt.

Aber gut. Zumindest habe ich die Muse und stelle hier am Beispiel des 3.6.2010 einen typischen Tag dieses wunderbaren Urlaubs dar.

Um 7.30 Uhr schnell vom Bett in die Dusche gehopft und geschaut, dass man einigermaßen passabel ausschaut. Frühstückszeit war wie beinahe jeden Morgen um 8.00 Uhr. In der ersten Urlaubswoche gehörte ich noch zu denen, die als erstes am Tisch saßen. Das sollte sich in den zwei Wochen danach schlagartig ändern 😉

Was stand auf dem Plan? Um 8.45 Uhr Abfahrt von Mali Losinj Richtung Cres in das beschauliche Örtchen Osor. Dort sollte eine Pause von ca. einer Stunde stattfinden. Die Insel Losinj gehört zu meinen persönlichen Lieblingsinseln. Traumhafte Landschaften und malerische kleine Städtchen lassen das Herz aufgehen. Wir fuhren bei grauem Himmel los. In der Nacht zuvor hatte es geregnet. Von Mali Losinj sagt man nach, es gäbe dort 300 Sonnentage im Jahr. Da hatten wir ausgerechnet einen der Regentage erwischt. Wir fuhren los über eine Drehbrücke, die morgens um 9 Uhr aufgeht und dem Schiffsverkehr freie Bahn macht. Wer hier zu spät kommt, der muss eine ganze Weile warten, bis sich dieser Verkehr durchgezwängt hat. Nach 20 Minuten riß die Wolkendecke auf und die Sonne kam heraus. Der Sommer hatte uns wieder.

Die Strecke nach Osor betrug 22 km. Die zu fahrenden Höhenmeter waren verhältnismässig wenig, man konnte schon fast von Flachland reden, was sich aber danach ändern sollte 😉 Trotz allem kamen wir auf 400 Meter, es war ein angenehmes Fahren.

In Osor angekommen stürmten wir das Örtchen, auf der Suche nach Kaffee, Eis und sonstigen Erfrischungen. Nach einer Stunde sollte unser Motorsegler, die Maestral uns am Anleger treffen. Hier konnten einige entscheiden, ob sie an Board gehen, oder die weiteren zwei Radtouren fahren wollten. Nach der besagten Stunde zeichnete sich am Horizont die Maestral ab.

Es war immer wieder schön dieses alte Schiff anzusehen. Es hatte irgendwas majestätisches an sich. In einiger Entfernung ging das Schiffshorn an und wir freuten uns wie blöd. Winkten zurück, hüpften herum, wie die kleinen Kinder 😉 Doof nur, dass das gar nicht uns galt, sondern einem 10m kleinen Fischerboot, welches sich so an den Anleger festgetaut hatte, dass unser Riesenschiff da nicht mehr hinpasste. Ungefähr so, als würde ein Smart 3 Parkplätze belegen, indem er sich auf den mittleren Platz quer hinstellt.

Leider half alles Hupen nichts, so daß kurze Zeit später das Handy von Reiseleiter Thomas klingelte. Er wurde gebeten, mal nachzusehen, ob wer auf dem Boot ist und ihn gegebenfalls zusammenzuscheißen, äh, bitten, das Boot umzuparken. Als Thomas an Deck und nach einem kurzen Blick unter Deck niemanden sah, ging er das Örtchen Osor durch und versuchte diesen Captain zu finden. Erfolglos.

Schließlich setzten zwei Crewmitglieder der Maestral mit einem Schlauchboot über, um dieses Boot einfach mal wegzuziehen und woanders anzutauen. Dass wir Reisenden dabei natürlich einen Heidenspaß hatten und uns alle möglichen lustigen Situationen den Captain betreffend, ausgemalt haben und viel gelacht hatten, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen 😉

Jedenfalls wurde unter gröhlendem Beifall das Boot dann weggezogen und ca. 20 Meter in eine andere Richtung verfrachtet. Just als die endgültige Position erreicht wurde und unsere Crew gerade dabei war, das Boot perfekt anzutäuen (und nicht so laienhaft, wie vorher), stand plötzlich ein Seebär von Captain innerhalb eines Türrahmens auf dem Boot. Schlaftrunken, angesoffen und stinksauer, was da passiert und was für ein Krach da ist. Irgendwie gab es dann einige wüste kroatische Schimpfworte, noch viel größeres hyterisches Gelache von uns und der Drops war gelutscht. Unsere Crew setzte wieder über und die Maestral konnte anlegen. :mrgreen:

Jetzt konnten wir auch endich schnell unsere Wasserflaschen füllen, denn der nächste Anstieg stand bevor.

Zehn Kilometer, 300 Höhenmeter nach Belej. Einer kleinen Ortschaft auf einem Bergrücken von Cres. Hier gibt es das leckerste Spanferkel diesseits des Äquators. Da ich das Lokal schon vom letzten Jahr kannte, bestellte ich mir als Vorspeise zusätzlich noch eine Portion Pager Schafskäse, um den anderen schon mal den Mund wässrig zu machen. Schafskäse und Spanferkel waren wie immer vom Feinsten!

Frisch gestärkt und vollgemampft (zum Glück sind die Radleranzüge dehnbar :mrgreen:) ging es dann die letzte Etappe nach Martinisca, ein kleines Hafenstädtchen südwestlich der Stadt Cres. Die Strecken länge betrug zwölf Kilometer. Es galt einen letzten kurzen Anstieg zu bewältigen, ehe man die letzten sechs Kilometer auf Serpentinen bergab radelte. Leider waren die recht eng, so daß man doch hin und wieder abbremsen musste, aber alles in allem sind solche Abfahrten das Geilste und die Belohnung für die kräfteraubenden Bergauffahrten.

Da ich, wie immer, als erstes in Martinisca ankam musste ich kurz vor dem Kai, an einem Restaurant eine Vollbremsung hinlegen, da die Crew dort eingekehrt ist und munter irgendwelche alkoholischen Dinge zu sich nahm. 3 Bier und 4 Schnäpse später (man glaubt gar nicht, wie Alkohol nach dem Sport ins Blut schießt) wankten wir einträchtig zurück zum Schiff. In der Zwischenzeit waren auch die restlichen Radler eingetroffen. Also schwupps die Räder an Deck verfrachten und los ging es in Richtung Cres. Ca. eine Stunde Schiffahrt lagen noch einmal vor uns.

Aufgrund unseres spontanen Besuchs in der Hafenkneipe und dem resultierenden Promillespiegels wurde diese Überfahrt zu einem unvergesslichen Erlebniss. Die Musik an Deck wurde aufgedreht und der Alkohol floss in Strömen (nachmittags um 16 Uhr). Jedenfalls waren wir alle so weit, dass es irgendwann keinen mehr auf dem Hosenboden aushielt, es wurde getanzt, gelacht, und ausgelassen Blödsinn gemacht.

Als wir in Cres einliefen, hatte die Lautstärke und Stimmung den Höhepunkt erreicht. Man hörte uns sicher eher, als dass man uns sah. Ungläubige und erstaunte Blicke machten sich im Hafen breit. „Achja, das ist die Maestral, mit ihren verrückten Gästen.“ So oder so ähnlich waren sicher die Gedanken 😉

Ich selbst habe selten einen so lustigen Haufen, gröhlend, lallend, lachend, gesehen und schon gar nicht als Passagiere eines Schiffes. Es war einfach göttlich. Die Party ging noch eine ganze Weile weiter. Schließlich kam die obligatorische VordemAbendessenDuschen-Session dran.

Nach dem Abendessen folgte dann noch die obligatorische Ansage, was uns am nächsten Tag erwartet.

Der Abend klang dann relativ ruhig in einer kleinen Bar bei leckerem Rotwein aus.

Und das Schönste: Zwei Wochen später fuhr ich die gleiche Strecke nochmal.