Mimi mindestlohn

Manchmal weiss ich nicht, was schlimmer ist: Der, der den Mindestlohn eingeführt hat oder die Firma, die den Mindestlohn bezahlt.
Es gab eine vor vielen Jahrzehnten mal eine Zeit, da hatte ich keinen Job. Aus verschiedenen Gründen.
Und in dieser Zeit hatte ich kurz dran gedacht, bei Mecces mal nachzufragen. Ich war halt auch mal jung und brauchte das Geld. Mich hat damals bald auf den Hosenboden gesetzt, als mit unterbreitet wurde, dass man pro Stunde 4 Mark und ein paar Zerquetschte bekommt bzw. bekam. Trotz allem haben die augenscheinlich immer viel Personal gehabt. Mich nicht.
Ich meine, als Nebenverdienst mag das damals ok gewesen sein, aber doch nicht als Hauptverdienst. Selbst im Nebenverdienst habe ich damals bereits 10,- DM pro Stunde im Aldi bekommen.
Nach wie vor kann ich nicht verstehen, wie man sich das antun kann für so wenig Geld seine Lebensenergie aufzubringen.
Ein bissle ist halt besser als gar nix.
Ja. Das ist teilweise korrekt.
Aber es kommt immer den Firmen zugute, die entweder so groß sind, dass sie sich die Ausbeutung leisten können. Oder die Firmen sind so klein und kalkulieren die Personalkosten als notwendiges Übel und versuchen den Kostenfaktor so gering wie möglich zu halten.
Das kann ich irgendwo sogar ein klein wenig nachvollziehen.
Aber Fakt ist, wenn ich als Firma, als Gewerbebetrieb, etwas in Rechnung stelle, dann sollte im Vorfeld alles so kalkuliert sein, dass der menschliche Part dabei auch adäquat entlohnt wird.
Jeder kennt den Spruch: Wer billigt kauft, kauft zweimal.
Liebe Gewerbetreibende:
Euer Personal, so ihr denn welches benötigt, ist EUER KAPITAL. Und nicht euer notwendiges Übel, damit ihr Euch Euren dicken Bauch noch dicker mampfen könnt.
Sondern das Personal ist DEIN GRUNDSTOCK.
Klar hockst du da oben mit deinem Fischkopf und bekommst dein Konto nicht voll genug. Aber das Personal hat hier nicht unerheblichen Einfluss darauf.
Und natürlich kam so ein sesselpupsender Politiker auf die Idee, man könnte ja Mindestlohn einführen, dann, ja dann geht es allen besser.
Mich fragt ja zum Glück niemand. Aber hat jemand allen Ernstes daran geglaubt, dass sich für irgendjemand die Lage bessert? In der Tat würden mich hier doch Stimmen interessieren, die nach Mindestlohn bezahlt werden. Und die mir dann sagen: Klar, ich kann gut davon leben.
Einen Mist kann man.
Bei gerundeten 12,50 Euro die Stunde mal 40 Stunden pro Woche mal 4 Wochen im Monat kommt man auf sage und schreibe 2000 Euro brutto. Da bleiben je nach Steuerklasse 1200 bis 1600 Euro übrig. Und natürlich gibt es dann auch nur den Mindesturlaub.
Jetzt kann man sagen, 1600,- Euro ist doch gar nicht so schlecht.
Mhhmm.
Für Fritz, der Zuhause bei Mama wohnt und sonst keine Kosten hat mag das stimmen. Aber für Ferdinand, der sich eine kleine 1Zimmer-Wohnung nimmt, die mittlerweile 700 Euro kostet, plus Handy, plus Auto, plus Sprit, plus Lebensmittel bleibt halt genauso viel, dass er sagt: Zum Sterben zuviel, zum Leben zuwenig.
Und viel schlimmer ist, die Mindestlohnarbeitnehmer machen fast alle Jobs, die sonst keine Sau machen will.
Entweder man wird dreckig, oder sie ist schwer, oder langweilig. Was auch immer.
Keiner der Fischköpfe würde für gleiches Geld die gleiche Arbeit machen. Keiner!
Und das Problem lässt sich nicht mit noch höheren Mindestlöhnen beheben. Sondern mit einer adäquaten und gerechten Bezahlung für die erbrachte Leistung.
Und wenn mir jemand vorjammert: Mimimi. Die Leute wollen heutzutage nicht mehr arbeiten, dann ist das einfach nicht die Wahrheit.
Die Leute wollen NICHT DEINE UNLIEBSAME ARBEIT machen für die du Fischkopf dir zu schade bist.
Weil du zahlst nur den Mindestlohn. Was erwartest du? Und wenn dann dein Gewinn nicht stimmt, dann hast DU versagt und nicht dein Mitarbeiter.
Man bekommt immer das was man zahlt.
Und manchmal wünschte ich mir, es gäbe mehr Mumm in den Menschen, um zu zeigen, so geht das mit mir nicht.
Natürlich würde alles teuerer werden und der ganze Teufelskreis hintendran. Aber ich sage mal so, es gibt genug Firmen, die weit mehr zahlen als den Mindestlohn, denen es (zumindest noch) blendend geht.
Deswegen kann man nur den imaginären Stinkefinger zeigen, wenn ein Fischkopf von dir richtig gute harte Arbeit verlangt.
Denn DU bist ihm NUR den Mindestlohn wert.
– Roland