Gesundheit ist keine Beilage

Ich hab heute einen Beitrag gelesen:
Eine Frau sucht einen Physiotherapeuten als Kassenpatientin.
Die Rückmeldungen?
„Nur für Privatpatienten oder Selbstzahler.“
Der Frust darüber ist nachvollziehbar.
Aber lasst uns da mal ein bisschen tiefer hinschauen.
Ich schreibe das hier nicht, um zu rechtfertigen oder irgendwas zu verteidigen.
Sondern um mal was klarzustellen als jemand, der selbst mit Kathi als Heilpraktikerin und Physiotherapeutin seit 14 Jahren eine Heilpraxis führt.
Dass manche Praxen nur noch Selbstzahler oder Privatpatienten „wünschen“, hat selten was mit Gier zu tun.
Es hat oft viel mehr mit Ehrlichkeit und einer klaren Entscheidung für Qualität zu tun.
Und ja: Gesundheit muss einem etwas wert sein.
Ich rede nicht davon, ob man’s sich leisten kann, das steht auf einem anderen Blatt.
Aber ob man es sich wert ist.
Das ist eine ganz andere Frage.
Denn Gesundheit fängt nicht erst bei einem Physiorezept an.
Sie fängt viel früher an.
Beim Essen.
Beim Trinken.
Beim Schlaf.
Beim Denken.
Bei dem, wie wir uns bewegen und wie wir mit uns selbst reden.
Was soll denn bitte eine 15-Minuten-Massage bringen, wenn der Rücken vom Alltag, vom Lebensstil oder von jahrelangen Glaubenssätzen völlig überlastet ist?
Fango drauf und weiter geht’s?
Das funktioniert vielleicht kurzfristig. Aber nachhaltig?
Nein.
Das eigentliche Problem ist nicht, dass die Praxis keine Kassenrezepte annimmt.
Das Problem ist ein System, das einem Patienten 6 Massagen auf Rezept gibt und sich dann wundert, warum nichts besser wird.
Und es ist ein System, in dem man kaum Zeit hat, wirklich hinzuschauen.
Ein System, das schnelle Lösungen für komplexe Probleme verlangt.
Und wo man in 20 Minuten zwischen Tür und Angel ein Kreuzband, einen Burnout und eine Schmerzgeschichte abarbeiten soll.
Gesundheit ist längst nicht mehr das Ziel.
Das Ziel sollte sein: Es muss dem Patienten nachhaltig helfen.
Und genau deswegen entscheiden sich immer mehr Therapeutinnen und Therapeuten dafür, aus diesem System auszusteigen.
Weil sie sich die Zeit nehmen wollen.
Weil sie ganzheitlich arbeiten wollen.
Weil sie nicht nur Symptome verwalten, sondern Zusammenhänge erkennen wollen.
Und ja, das zahlt die Kasse nicht.
Und nein, das liegt nicht an der kleinen Praxis.
Sondern an einem großen System, das längst nicht mehr stabil ist.
Ich verstehe jeden, der auf ein Rezept hofft.
Ich verstehe aber auch jeden, der sagt:
„Ich nehme mir lieber eine Stunde Zeit für dich, und wir schauen gemeinsam, wo’s klemmt, ohne Stoppuhr, ohne Budgetdruck, ohne Bürokratie.“
Das ist keine Ablehnung.
Das ist eine Entscheidung für dich, wenn du bereit bist, mitzuwirken.
Mit allem, was dazu gehört.
Ehrlich. Nachhaltig. Ganzheitlich.