Mimimi.

Mimimi. Es regnet. Mimimimi.

Ich spule mal vor.

Mimimi. Es ist kalt. Mimimi.

zrrzzrrrrzr.

Mimimi. Es ist zu warm. Mimimi.

Kennste auch?

Also ich meine, wenn man sich sonst nichts zu erzählen hat, dann sag das doch deinem Gegenüber. Oder sei leise. 

Aber ständig dieses oberflächliche Rumgeheule. Manche nennen es auch Smalltalk. Das konnte ich noch nie 🙂 Entweder ich rede was oder halt eben nicht. Oft ist dieses Nicht für mich die bessere Wahl. 

Je mehr man Menschen beobachtet und einfach reden lässt, umso schneller kann man sich eine Meinung bilden.

Ja, ich packe auch alles in Schubladen. Aber zumindest bin ich so fair und warte kurz ab, ob die Schublade passt. So kurz bevor ich den Aufkleber dran mache 🙂 Und ganz manchmal, so ein klitzekleines Wenigmanchmal, da mache ich ganz heimlich die Schublade wieder auf und hole jemand raus. Stecke ihn dann in die andere Schublade. Nach weiter unten.

Moment, jetzt habe ich mich schon wieder verkaspert.

Ja, der Regen. Der Regen ist nunmal Natur. 

Ich finde immer ganz witzig, die größten Jammerlappen sind am allerwenigsten draußen. Die sitzen da schön im Warmen mit ihrem Hafermilch-Latte, tippen ein wenig am Handy rum und jammern mit den Kollegen. Über den Regen. Und vielleicht noch über den Bürostreß. Über den Rest haben sie gestern schon gejammert. Da kommt der Regen gerade recht. Nicht, dass das Gesprächsthema ausgeht.

Während Kathi mal wieder in einem Offenstall unterwegs ist, um Pferde zu behandeln. Es gibt so Ställe, da gibt es kein Dach. Oder wenig Dach. Und Kathi hält tapfer durch. Die Finger schon aufgeweicht, die Blase übervoll. Und mit Druck in der Blase ständig die Regentropfen zu hören ist auch suboptimal.

Aber sie hält tapfer durch. Währenddessen in irgendeinem Büro der Nächste beginnt über den Regen zu jammern.

Ich meine, über was jammert man denn? Über die 20 Sekunden zum Auto rennen? Oder die 20 Sekunden, die man vom 50TausendEuro-Auto in den Discounter benötigt, um die günstigste Milch zu kaufen?

Oh, sorry, meine Schubladen klappern gerade wie blöde. Und meine Finger tippen heute so richtig Fieses *teuflischesGelächterbittehiereinfügen* 🙂

Es ist halt die Natur. Ich kann mich jetzt kollektiv verhalten und da mitjammern, aber wieso denn? Die Natur braucht es. Das sagt Kathi immer und immer wieder. Und die Landwirte. Und unser Apfelbaum. 

Ansonsten gibt es keine Spezies, die jammert. Die Pferde stehen draussen und grasen. Jetzt glänzen sie endlich wieder. Den Hunden ist es – meistens – auch egal. Ok, ausser der Miss Pompadour. Die bekommt halt auch ein Mäntelchen an. So ein Hund würde jetzt freiwillig auch nicht umherwandern. Und das kleine Knochenkasperle friert halt ohne schützende Unterhautfettschicht etwas.

Einzig die Regenwürmer. Die rennen um ihr Leben. Denn im Gegensatz zu den Sesselpupsern ertrinken die in Pfützen. 

Zugegebermaßen kann ich mir auch besseres vorstellen, als im Regenbruns mit den Hunden unterwegs zu sein. Aber ich kann meine Gedanken auch für gute Dinge aufwenden, anstatt mich kollektiv in die Regendepression zu flüchten.

Und ganz schlimm ist auch die Massenhysterie in den Nachrichten. In Besigheim bauen sie schon eine Arche Noah. In Stuttgart berät man, ob man den Sylter Strand in Sandsäcke füllt und herkarrt. Ja i know. Das Ahrtal. Und Braunsbach. Die Flut. Das ist logischerweise furchtbar. Aber wir können jetzt alle entweder Angst bis ans Lebensende haben und jammern. 

Oder leben.

– Roland